München — Die Münchener PIRATEN stellen sich neu auf: Der Kreisparteitag 2022.1 hat den seit Beginn der Corona-Krise vom Bezirksvorstand Oberbayern kommissarisch geleiteten Kreisverband München der Piratenpartei Deutschland aufgelöst, um die Wahl zum 19. Landtag in Bayern im Herbst 2023 frühzeitig flexibel als „Crew“ vorzubereiten. Mit Wegfall der restriktiven Corona-Maßnahmen am 2. April sollen die thematischen Stammtische wiederbelebt, Parteimitglieder reaktiviert und Mitstreiter für eine „bürgerrechtsorientierte Digitalpolitik“ eingenommen werden. Aktuell kritisieren die PIRATEN Pläne der EU-Kommission zur „Chatkontrolle“.
Die Neuorganisation der Münchener PIRATEN bedurfte zunächst einer Formalie: Der ordnungsgemäß vom Bezirksvorstand Oberbayern in der Landesgeschäftsstelle einberufene Kreisparteitag 2022.1 hatte laut Satzung des Landesverbandes Bayern die Handlungsunfähigkeit des Kreisvorstandes festzustellen und den Gebietsverband aufzulösen. Dies erfolgte im Beisein des stellvertretenden Landesvorsitzenden Arnold Schiller innerhalb von 15 Minuten einstimmig und zügig wie das Hintergrund-Update eines Betriebssystems. Der IT- und Social Media-Experte Roger Rösch führte für den Parteitag das Protokoll, der Informatikstudent und Schatzmeister des Bezirksvorstandes Oberbayern Clemens Horn klärte die Kassenlage.
Münchener Crew will Mitgliederbasis ausbauen
In den anschließenden zwei Stunden berieten die PIRATEN im Detail, wie sie sich nach Wegfall der restriktiven Corona-Maßnahmen nun als „Crew“ auf die 19. Wahl zum Landtag in Bayern 2023 vorbereiten. Ausgehend von den mannigfaltigen Erfahrungen mit der Wirkung der „Politik 1.0“ – sprich: Real-Life-Treffen, Cryptopartys und Demonstrationen – sowie fußend auf der IT- und Online-Expertise der Piratenpartei wurden für Frühling bis Herbst Themen, Termine und Recruiting geplant. So sollen ab April wieder regelmäßig thematische Stammtische montags und freitags stattfinden. Der nächste ist am Montag, 4. April, um 19.30 Uhr in der Landesgeschäftsstelle, Schopenhauerstraße 17, in der Nähe des U-Bahnhofs Milbertshofen (U2).
Eine Großveranstaltung steht auch schon fest: Unter der Leitung von Alexander Kohler, Themenbeauftragter Außen- und Sicherheitspolitik der Piratenpartei Deutschland, wird im Juni die nächste Münchener „Pirate Security Conference (PSC)“ stattfinden. Ausgewiesene Fachreferenten widmen sich diesmal der multipolaren Geopolitik. 2021 fand die PSC am 14./15. August als Online-Konferenz statt und beleuchtete die geopolitischen Veränderungen in Europa.
PIRATEN mobilisieren gegen „Chatkontrolle“
Der Bezirksvorsitzende von Oberbayern, Dr. Olaf Konstantin Krueger, verbindet mit der organisatorischen Transformation des Münchener Kreisverbandes in eine Crew einen Gewinn an Flexibilität: „Die PIRATEN sind sowohl Graswurzelbewegung als auch partizipative Netzpartei, weshalb für sie die Organisationsform für die politische Kommunikation nachrangig ist.“ Bezogen auf ihr Kernthema habe die Corona-Krise zwar zu einem Digitalisierungsschub insbesondere im Mittelstand geführt, beispielsweise Homeoffice, Videostreaming und Online-Shopping ausgeweitet. Dennoch liege die größte Volkswirtschaft der Europäischen Union (EU) im europäischen Vergleich weiterhin nur im Mittelfeld. Zudem würden im Schatten des Ukraine-Konflikts und unter dem Vorwand der Kriminalitätsbekämpfung erhebliche Eingriffe in die Privatsphäre vorbereitet.
So warnen die PIRATEN laut Krueger mit Blick auf den von der EU-Kommission geplanten, verpflichtenden Einsatz einer vollautomatisierten anlasslosen „Chatkontrolle“ vor einer Massenüberwachungsinfrastruktur, die missbraucht werden könnte und sowohl die Digitalisierung als auch die Demokratie unterminiere: „Vorhaben wie die EU-weite anlasslose Kontrolle sämtlicher Kommunikationsinhalte, die womöglich kryptografische Verfahren aufweicht, geben der bürgerrechtsorientierten Münchener PIRATEN-Crew Rückenwind – auch für die Bayerische Landtagswahl 2023“, erklärt der Digitalpolitiker.
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